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Jobwechsel mit 50: Zeit für einen beruflichen Neuanfang

9 Min.

Wer sich ab 50 auf die Suche nach einem neuen Job begibt, steht vor einer bislang unbekannten Herausforderung, die bei einigen Senioren Ängste und Sorgen auslöst. Dabei fallen die Gründe für einen beruflichen Neuanfang ab 50 ganz unterschiedlich aus: Der aktuelle Job erfüllt Sie nicht mehr oder macht Sie sogar unglücklich. In anderen Fällen ist die Jobsuche unumgänglich – beispielsweise aufgrund einer Kündigung. Eine Frührente kommt für die meisten Menschen ab 50 aus Angst vor eventueller Rentnerarmut nicht in Frage – es muss also eine neue Arbeitsstelle her. Jüngere Bewerberinnen und Bewerber werden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eingestellt, sodass mit höherem Alter die Chancen auf dem Arbeitsmarkt schwinden – so zumindest die Annahme. Wer ab einem Alter von 50 Jahren auf der Suche nach einem neuen Job ist, muss sich jedoch keinesfalls hinter der jüngeren Konkurrenz verstecken.

Wie der Jobwechsel ab 50 gelingt, welche Vorteile eine berufliche Neuorientierung mit sich bringt und was Sie bei Ihrer nächsten Bewerbung beachten sollten, verraten wir Ihnen in diesem Beitrag.

Georg Schenk
Lifta Magazin Autor

Ein neuer Job mit 50 – ist das zu riskant?

Eine Frau und zwei Männer sitzen in einem Warteraum und schauen sich ihre Bewerbungsunterlagen an

Wer mit über 50 Jahren vor einem Jobwechsel steht, sieht für sich selbst oftmals kaum Chancen auf dem aktuellen Arbeitsmarkt. Eine berufliche Neuorientierung wird von den meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als zu riskant eingestuft. Folgende Annahmen und Vorurteile kommen Ihnen sicherlich nur allzu bekannt vor:

  • Zu alt: Jobsuchende ab 50 stoßen immer wieder auf das Problem der Altersdiskriminierung. Die Annahme hält sich hartnäckig, dass junge Menschen weitaus gefragter sind, da sie unter anderem als dynamischer und formbarer gelten. Doch als Senior auf Jobsuche punkten Sie stattdessen mit beachtlicher Berufs- und Lebenserfahrung.
  • Geringere Lernfähigkeit: Neue Arbeitsprozesse und Abläufe sind im höheren Alter schwerer erlernbar. Noch dazu wird Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ab 50 nachgesagt, nicht mehr allzu offen für neue Routinen oder moderne Vorgehensweisen zu sein. Beweisen Sie bei Ihrem neuen Job das Gegenteil, indem Sie beispielsweise Schulungen und Seminare besuchen, die die neusten Trends Ihrer Branche thematisieren.
  • Höheres Krankheitsrisiko: Mit steigendem Alter erhöht sich auch das Risiko für gesundheitliche Probleme und längere Ausfälle im Berufsleben. Für ein Unternehmen bedeutet dies, eine Vertretung einstellen und einarbeiten zu müssen, was mit weiteren Kosten und einem höheren Zeitaufwand verbunden ist. Doch auch jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können von etwaigen Erkrankungen betroffen sein.
  • Zu teuer: Wer einen gewissen Erfahrungsschatz vorweisen kann, will dementsprechend auch angemessen bezahlt werden. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 50 verlangen dementsprechend ein höheres Gehalt als die jüngere Konkurrenz. Hier heißt es für Sie hartnäckig bleiben. Im Gegensatz zu jüngeren Kolleginnen und Kollegen bringen Sie immerhin wertvolle Berufserfahrungen und einiges an Wissen mit, was auch entsprechend entlohnt werden sollte.
  • Neuland Internet: Junge Leute sind in der Online-Welt zu Hause und mit den digitalen Medien aufgewachsen. In puncto digitale Themen hat die ältere Generation hingegen oft noch einiges zu lernen. Ein Aspekt, der auf dem Arbeitsmarkt eine entscheidende Rolle spielt.

Lassen Sie sich von solchen Vorurteilen bei einem Jobwechsel mit 50 keinesfalls abschrecken oder verunsichern, denn die Realität sieht meist doch ganz anders aus.

Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Punkten Sie mit Ihrer Erfahrung

Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind auch mit über 50 mehr als gut. Sie bringen eine ganze Reihe an positiven Eigenschaften und Qualifikationen mit, die die junge Generation oftmals noch nicht vorweisen kann. Darunter beispielsweise:

Die nötige Expertise

In Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn haben Sie bereits einiges an Erfahrungen gesammelt und diverse Stationen durchlaufen. Sie glänzen daher mit jeder Menge Expertise und dem nötigen Fachwissen. Und auch branchenspezifische Fachbegriffe sind Ihnen nicht fremd. Junge Berufsanfängerinnen und -anfänger müssen diese erst noch erlernen.

Für jegliche Arbeitssituationen gewappnet

Eine Seniorin erklärt ihrem Kollegen Notizen, die an einer weißen Tafel kleben

Nach zahlreichen Jahren in der Berufswelt bringen Sie so einiges an Erfahrungen mit – dazu zählen beispielsweise auch Krisen, die Sie in der Vergangenheit mit Erfolg gemeistert haben. Bei eventuell aufkommenden Problemen im Arbeitsalltag finden Sie daher schnell einen passenden Lösungsansatz. Außerdem reagieren Sie gelassener auf Herausforderungen als Ihre jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen solche Situationen vermutlich bislang noch unbekannt sind.

Effizienter dank Routinen

Zwar gilt es bei einem Wechsel des Arbeitgebers bislang unbekannte Prozesse zu erlernen, doch im neuen Unternehmen begegnen Ihnen auch bekannte Abläufe und Routinen, die Sie aufgrund Ihrer langjährigen Berufserfahrung schnell verinnerlichen. Das macht Ihre Arbeit produktiv und effizient.

Gute Menschenkenntnis

Ihnen sind nicht nur gewisse Abläufe und Vorgehensweisen bekannt – Sie haben im Laufe der Jahre auch bereits mit den unterschiedlichsten Charakteren zusammengearbeitet. Das verschafft Ihnen den Vorteil einer besonders guten Menschenkenntnis. Außerdem bringen Sie dadurch wichtige Eigenschaften wie Teamfähigkeit oder Empathie, sogenannte Soft Skills, mit und punkten so erneut mit Ihrem Erfahrungsschatz.

Mehr Energie für den Job

Auch wenn Sie es im ersten Moment vielleicht nicht vermuten, bringen Sie ab einem Alter von 50 im Vergleich zu Berufsanfängerinnen und -anfängern mehr Energie für den neuen Job auf. Grund dafür: Ihre Familienplanung und der Hausbau sind bereits abgeschlossen – lebensverändernde Ereignisse, die den jüngeren Kolleginnen und Kollegen im Laufe der Karriere meist noch bevorstehen. Ihnen bleibt also weitaus mehr Kapazität, um sich auf den Beruf zu konzentrieren.

7 gute Gründe für eine berufliche Veränderung mit 50

Unzufriedenheit durch ausbleibende Erfolge, der Wunsch nach Weiterentwicklung oder eine veränderte Lebenssituation: Die Gründe für einen Jobwechsel mit 50 sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Folgende Gründe können mitunter einen beruflichen Neuanfang ab 50 einläuten:

  1. 1. Kündigung durch den Arbeitgeber
  2. 2. Körperliche Einschränkungen
  3. 3. Unzufriedenheit im aktuellen Job
  4. 4. Branchenwechsel
  5. 5. Karriere vorantreiben / Aufstieg in höhere Position
  6. 6. Veränderungen im Privatleben
  7. 7. Wunsch nach Selbstständigkeit bzw. Gründung eines eigenen Unternehmens

Unser Tipp: Insbesondere in puncto Unzufriedenheit gilt es allerdings abzuwägen, ob nicht doch ein Gespräch mit dem Arbeitgeber die gewünschte Änderung bringt oder einen eventuellen Konflikt löst. Belastet Sie die Situation jedoch seit längerem und ist auch nach mehrmaligen Versuchen keine Besserung in Sicht, hilft in manchen Fällen nur noch die Bewerbung auf eine neue Stelle.

Tipps für einen erfolgreichen Jobwechsel mit 50

Die Entscheidung für eine berufliche Veränderung mit 50 steht fest – doch wie gehen Sie dabei am besten vor? Damit die Jobsuche auch ab 50 gelingt, haben wir hier ein paar hilfreiche Tipps für Sie gesammelt.

Konkrete Vorstellungen

Machen Sie sich bewusst, was Sie von Ihrem neuen Arbeitgeber erwarten und welche Anforderungen Sie an Ihre zukünftige Stelle haben. Welche beruflichen Ziele möchten Sie noch erreichen? Dazu kann es hilfreich sein, sich genauer damit auseinander zu setzen, was Sie im derzeitigen Job zu einem Wechsel veranlasst hat.

Weiterbildung

Sie haben Ihren Traumjob gefunden, erfüllen jedoch eine bestimmte Anforderung in der Stellenausschreibung nicht? Dann nutzen Sie die Zeit, um sich in den jeweiligen Bereichen weiterzubilden und sich neues Wissen anzueignen. Verbessern Sie beispielsweise mit einem Internetkurs für Senioren Ihre IT-Kenntnisse – so können Sie gekonnt mit der jüngeren Konkurrenz mithalten.

Online den passenden Job finden

Ein Senior sitzt vor einem Laptop und macht sich Notizen

Sie wünschen sich eine bestimmte Position oder haben ein Unternehmen ins Auge gefasst, das genau Ihren Vorstellungen entspricht? Dann können Sie direkt mit Ihrer Bewerbung starten oder sich auf der Website der entsprechenden Firma über offene Stellen informieren. Auch auf Online-Portalen finden Sie immer wieder passende Jobangebote. Business-Netzwerke wie LinkedIn und Xing bieten heutzutage ebenfalls die Möglichkeit für eine erfolgreiche Jobsuche. Abseits der Online-Welt spielen persönliche Kontakte eine ebenso wichtige Rolle.

Haben Sie beispielsweise noch die Kontaktdaten von einer ehemaligen Geschäftspartnerin oder einem -partners? Das eigene Netzwerk sollten Sie keinesfalls unterschätzen, denn über „Vitamin B“ erfahren Sie oftmals von internen Stellenausschreibungen. So ergeben sich immer wieder spannende Chancen und Möglichkeiten für einen Jobwechsel.

Bewerbungsunterlagen aktualisieren

Ihre letzte Bewerbung liegt schon ein paar Jahre zurück und Ihre Bewerbungsunterlagen benötigen eine kleine Auffrischung? Wenn Sie Ihre Unterlagen aktualisieren, sollten Sie nicht nur das Layout überarbeiten und ein neues Foto schießen lassen, sondern vor allem Ihren Lebenslauf anpassen. In den vergangenen Jahren sind bei Ihnen sicher einige neue Stellen hinzugekommen. Doch listen Sie nicht einfach Ihre gesamte Berufserfahrung auf, sondern selektieren Sie vorab, welche Stellen überhaupt relevant für die angestrebte Position sind. Somit wirkt Ihr Lebenslauf strukturiert und weniger überladen.

Selbstbewusst ins Bewerbungsgespräch

Treten Sie beim Vorstellungsgespräch selbstbewusst auf und betonen Sie Ihre Erfolge und Stärken, ohne dabei überheblich oder arrogant zu wirken. Seien Sie sich Ihrer Fähigkeiten bewusst, aber stellen Sie sich zu Beginn auch darauf ein, Kompromisse in Kauf zu nehmen.

Passende Jobs für eine berufliche Veränderung mit 50

Wer sich mit über 50 in beruflicher Hinsicht neu orientiert und nicht nur auf der Suche nach einem Rentner-Job für den Ruhestand ist, sollte sich an den persönlichen Präferenzen, Fähigkeiten und jeweiligen Vorkenntnissen orientieren. Als besonders beliebte Berufsfelder bei einem Jobwechsel mit 50 gelten die Personalberatung, Vermittlung und Vertriebsleitung. Bei der Ausübung eines Ehrenamts für Rentner können Sie auch bereits in einige Tätigkeiten reinschnuppern.

Ein Ernährungsberater füllt einen Fragebogen aus und berät einen Patienten

Wer sich mit über 50 nach einer beruflichen Veränderung sehnt, kann auch eine Umschulung oder einen Quereinstieg in Betracht ziehen. Das hat den entschiedenen Vorteil, dass Sie sich weitere Qualifikationen aneignen und bisher ungenutzte Talente zu Ihrer neuen Berufung machen können. Die Agentur für Arbeit bietet zum Beispiel Umschulungen in den Bereichen Übersetzung, Alltagsbegleitung oder Gärtnern an. Ein Quereinstieg ist beispielsweise im Bereich der Ernährungsberatung, Kindererziehung oder im Kundenservice möglich.

Fazit

Ein Jobwechsel mit 50 muss Ihnen kein Kopfzerbrechen bereiten. Sehen Sie den beruflichen Neuanfang vielmehr als Chance. Ganz gleich aus welchen Gründen Sie auf der Suche nach einem neuen Job sind, auch mit über 50 ist es nicht zu spät für eine berufliche Veränderung. Beachten Sie bei Ihrer Jobsuche und der Bewerbung unsere hilfreichen Tipps, dann steht einem erfolgreichen Jobwechsel mit 50 nichts mehr im Wege!

Kommt ein Jobwechsel aktuell für Sie in Frage? Oder haben Sie schon mal eine berufliche Veränderung mit 50 gewagt? Erzählen Sie uns in den Kommentaren gerne von Ihren Erfahrungen.

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